Der 1940 geborene amerikanische Komponist Julius Eastman eckte immer wieder an. Er war ein homosexueller Afroamerikaner und ging mit seinen Wurzeln und seiner Sexualität sehr selbstbewusst um. Seine Musik lässt sich wohl am ehesten unter dem Label Minimal Music einordnen, auch wenn sie sich doch sehr von Komponisten wie Philip Glass oder Steve Reich unterscheidet. Sie hat bis heute nichts von ihrer Unangepasstheit, ihrer Kraft und ihrer Botschaft verloren.
Deshalb haben sich die vier zeitgenössischen Pianist*innen Patricia Martin, Mirela Zhulali, Benedikt ter Braak und Kai Schumacher zusammengetan und am 31. Mai 2020 auf dem Moers-Festival die beiden Stücke „Evil Nigger“ und „Gay Guerilla“ an vier Flügeln interpretiert. Die Aufnahme des Konzerts ist als Album bei Neue Meister erschienen. Es ist ein zeitgenössischer Klangrausch und eine Hommage an den Komponisten, dessen Werke minimal in der Form, aber maximal im Effekt waren, der ein Leben mit minimalem Besitz und unerhörtem Benehmen führte.